Mittwoch den 25-5-2016

image001Zu Fronleichnam trafen sich vier klassische 15er Jollenkreuzer im Hafen der Koninklijke Watersport Vereniging (KWV) in Langweer. Der Hafen ist seit Jahren ein beliebter Ausgangshafen, da er einen Spitzenservice hat und zentral in der friesischen Seenplatte gelegen ist. Diese ist eine weitläufige, durch Kanäle verbundene Seenplatte im Nordosten der Niederlande und ein Paradies für Kleinkreuzer.

An diesem verlängerten Wochenende wollten wir die Jollies ihrem eigentlichen Verwendungszweck zuführen: dem sportlichen und schnellen Wandersegeln

Drei Boote trudelten bereits am frühen Mittwoch ein. Nachdem die Boote wieder schwammen und noch ein paar Versorgungskäufe im Dorf getätigt waren wurde der Grill aufgebaut und gemütlich in den Abend hinein gegrillt. Das vierte Boot schaffte es erst um 22:30 Uhr nach Langweer, da aufgrund des krankheitsbedingten Ausfalles der einen Oma auf die Andere umdisponiert werden musste (an dieser Stelle noch einmal unser Dank!). Nichtsdestotrotz wurde es noch vom hilfsbereiten Hafenmeister Marcel gekrant und dann schnell in die Box verholt (45 Minuten von Ankunft bis stehende Kuchenbude).

Da das Fassbier bereits (vermutlich durch das sommerliche Wetter) verdunstet war, wurde noch eine letzte Flasche Grolsch zur Planung des kommenden Tages geleert und dann ging es in die Kojen.

Donnerstag den 26-5-2016, Wind NO 1 Bft ab 17.00 Uhr 2-3 Bft

image003Nach kalter Nacht brachte der nächste Tag Sonne und Wärme aber leider keinen Wind. Ob der optimistischen Wettervorhersage ging es – nach opulentem Frühstück – mit Ziel Terherne (am Sneeker Meer) zunächst unter Motor auf den Langweerer Wielen. Dort wurden dann die Segel ausgepackt. Es wurden tatsächlich noch gerade steuerbare Bewegungen erzielt. Nach sehr überschaubarem Fortkommen wurde aber beschlossen zunächst unter Motor in das nahegelegene Joure abzulaufen um dort die windlose Zeit zu nutzen, die Getränkevorräte zu ergänzen und den Körper vor Verhärmung zu schützen (es zeigten sich erste Anzeichen extremer Unterhopfung!).

In Joure, einem netten Städchen mit Park, reichen Einkaufsmöglichkeiten, Cafes und Restaurants,  ging es dann zum Stadtbummel. Nach Pause beim holländischen Pommes Dealer zeigte sich Bewegung in den allerorten aufgepflanzten Flaggen an. Also zurück zu den Booten! Im Hafen bestätigte sich die Vermutung: der Wind frischte auf. Ob bestem Wetter und aufgrund der nervig lauten Krähenschwärme in den Bäumen beim Jachthafen beschlossen wir uns in Richtung Terherne aufzumachen.

image013Die ersten Seemeilen gingen allerdings durch Kanal gegenan. Anders als in deutschen Gewässern bedeutet dieses in Friesland aber keinesfalls zu motoren, sondern sportliches Segeln. Es musste komplett gekreuzt werden, Wende um Wende. Wer im Kanal schon einmal kreuzen durfte weiß, was man getan hat, wenn die Genua aufgezogen ist. Allerdings macht dies auch einen Teil des Reizes dieses Revieres aus.

Im Sneeker Meer angekommen ging es bei Sonnenschein und 2-3 Bft Wind flott weiter in Richtung Terherne. Im Sneeker Meer komplettierte noch ein klassischer R-Jollenkreuzer die Flotte.

 

Mit nun 5 Booten ging es durch die Klappbrücke über eine Abkürzung in den Museumshafen des kleinen Ortes Terherne. Hier liegt man gut und günstig (8,50€ incl. Duschen).

Da noch genügend Fleischwaren vom Vorabend vorhanden waren wurde der Bordgrill aufgebaut und nochmals gegrillt. Als Beilage gab es Brot, Salat, und Spargelrisotto. (Was man nicht alles auf einen Jollenkreuzer kochen kann…).

Freitag den 27-5-2016,  Wind NO 2-3 Bft

image005Nachdem noch ein paar Einkäufe im Dorf getätigt wurden machten wir uns um 12.00 Uhr in Richtung Sneek auf den Weg. Nach schönem Ritt über das Sneeker Meer bei raumem Wind, wurden erst knapp vor der ersten Stadtbrücke von Sneek die Segel geborgen.

Es ist immer ein Erlebnis mit dem Boot durch die Stadtgrachten von Sneek zu fahren. Vor jeder der drei Brücken mussten wir ein wenig warten, aber die Blicke der Zuschauer waren auf unserer Seite. Oft wurden wir angesprochen mit der Bemerkung, dass wir mit tollen Booten unterwegs sind. Nach der letzten Brücke ging es vorbei am Waterpoort (dem Wahrzeichen von Sneek und der niederländischen Seglerausrüstungsfirma Gaastra).  Unmittelbar nach dem Passieren der in Gegenrichtung wartenden Boote wurden wieder die Segel gesetzt um mit achterlichem Wind  Richtung IJIst zu düsen.

Vor der Brücke in IJIst war es Zeit für eine Pause und es gab zur Bekämpfung des Hungers zwischen durch eine kleine Mahlzeit und frisch gezapftes Bier.

Dann wollten wir weiter zu unserem Etappenziel Bolsward. Leider machte aber die Brücke in Nijezijl Nachmittagspause und wir hätten noch eine Stunde warten müssen.

image007Nach kurzer Lagebesprechung auf dem Wasser wurde das Reiseziel kurzerhand geändert und Gaastmeer als Alternative auserkoren.

So ging es zunächst mit achterlichem Wind in Richtung Heeg, um dann unter raumem Wind dem Westufer des Heeger Meeres (dem Flüssen) zu folgen. Am Wind folgten wir dann in Rauschefahrt  dem Yntemasleat Kanal um im Gaastmeer angekommen dann zum gleichnamigen Zielhafen zu kreuzen. Alle stimmten überein – ein toller Segelschlag!

Im Hafen angekommen machten wir dann bei schönstem Sonnenschein unsere Boote, wie auf einer Perlenkette aufgereiht, am Steg fest. Ein sehr erfreulicher Anblick!

Auf der Aussichtsterrasse des am Hafen gelegen Restaurants ließen wir den Tag Revue passieren und bei gutem Essen, witzigem Service und kühlen Getränken gemütlich ausklingen.

Samstag 28-5-2016, Wind N 3-4 bft

image009Nach dem alle gefrühstückt und die Boote wieder reisefertig gemacht hatten, ging es gegen 11.30 Uhr wieder in Richtung Heeger Meer. Im Yntemasleat Kanal mussten wir nur zweimal wenden, der Rest wurde hoch am Wind gemeistert. Der Plan war dem Heeger Meer nach Süden zu folgen und dann nach Heeg zurück zu kreuzen. Da aber beim Versuch den vorhandenen aber nicht einsatzbereiten Spinnaker startklar zu machen das Fall brach, drehte die Flotte zur Reparatur zu einer Anlegestelle (Marrekrite) auf einer nahegelegenen Insel ab.

Ein Glücksfall. Denn nachdem der Mast gelegt und das Fockfall mit Hilfe des Spifalles neu eingezogen und genäht war, bauten sich bedenkliche Wolken auf und es begann zu regnen und zu donnern. Nach einer gefühlten Stunde zeichnete sich Besserung ab und es ging weiter Richtung Heeg. Der Wind frischte ein wenig auf so dass wir eine traumhafte Kreuz um die Wette segeln konnten.

In Heeg machten wir zunächst bei Veenstras Vishal, einer „Sail-in“ Fischbude, fest, um bei leckerem Fisch und eiskaltem Bier wieder zu Kräften zu kommen.

Da weiterhin Gewitter drohten wurde der Entschluss gefasst, in Heeg zu übernachten und hier unsere restlichen Vorräte zu vernichten.

Sonntag 29-5-2016, Wind N 3-4 bft

Leider mussten wir am Sonntag bereits um 9.00 Uhr starten, da wir bis 11.00 Uhr, zwecks Auskranen, wieder in unserem Ausgangs-Zielhafen seine mussten. Also ein kurzes Frühstück und dann durch den Jeltesleat Kanal gegen den Wind kreuzen und am Kanalrand entlangrutschen. So früh am Sonntagmorgen geht das kreuzen im Kanal noch sehr gut, da wenig Boote unterwegs sind. Nachdem die letzte Brücke vor dem Langweerder Wielen passiert war hieß es umpacken, Mast legen, auskranen und festzurren. Damit gegen Mittag die Heimreise angetreten werden konnte.image011

Fazit:

Es macht viel Spaß auf den großen Seen und in den engen Kanälen zu segeln. Auch wenn es auf den Meeren oder am Kanalrand mal etwas flach wird ist das kein Problem, denn wir brauchen ja nur das Schwert ein wenig aufzuholen und es kann weitergehen.

Es ist immer wieder erstaunlich wie schnell man mit einem Jollenkreuzer unterwegs ist und dass man eigentlich nahezu alles unter Segeln erreichen kann (inklusive ablegen und herauskreuzen aus manchen Häfen). Der Außenborder war in der ganzen Zeit maximal 2 Stunden an.

Das Auf- und Abbauen der Kuchenbude ging von Tag zu Tag schneller von der Hand. Und obwohl wir des öfteren auf die lokale Gastronomie zurückgegriffen haben, kann man durchaus auch für mehrere Tage autark sein.

Ein Plus ist natürlich das die hübschen und schnellen Boote überall auf Wohlwollen treffen, insbesondere, wenn sie im Rudel auftauchen.

Eine nette Truppe, tolle Boote und ein super Revier!

Oliver Frey