Es heißt: Man sollte nie einen Vortrag, eine Präsentation oder, wie in diesem Falle, einen Bericht mit einer Entschuldigung beginnen. Deswegen schiebe ich der Entschuldigung ein dickes Lob voraus: Es macht richtig Spaß in der P-Boot Gemeinschaft! Wir haben viele neue Leute kennengelernt, viele interessante Geschichten gehört und viele tolle und schöne Boote gesehen!

Leider, und jetzt kommt die Entschuldigung, kann ich den Bericht zu den Ereignissen auf dem Wasser vermutlich nicht in der Euch gewohnten Form aufnehmen; die Gesichter und die Segelnummern können wir einfach noch nicht alle zuordnen, haben aber versprochen, uns zu bessern!

Freitagabend am Steinhuder Meer. Nach 24 Jahren Abwesenheit bin ich das erste Mal wieder hier; das letzte Mal mit einem 505er, bevor die Binnenregatten der Klasse aus dem Regattakalender gestrichen wurden. Es ist also ein Revival, auf das ich mich total gefreut habe.

Die Steinhuder Segler Vereinigung in Person von Christian Weber nahm uns freundlich am Empfang, wie man es sich erhofft, mit dem Kran frei zum sofortigen Slippen. Die meisten der auswärtigen Segler waren uns schon etwas voraus und bereits zum gemütlichen Teil des noch frühen Abends übergegangen. Im Clubhaus war das Fassbier bereits angezapft und wurde so großzügig ausgeschenkt, dass wir Angst hatten, unsere Regattavorbereitung sei nicht ernsthaft genug.  Nach dem abrupten Abbruch dieser 0-ten Wettfahrt bekamen wir gerade noch die Kurve.

bellini2016Der nächste Morgen empfängt uns, wie der Wetterbericht es vorausgesehen hatte, mit leichten süd-östlichen Winden und trockenem aber trübem Herbstwetter. Wir lassen Schwert und Ruder in den Schlick sacken und los geht´s. Ihr glaubt gar nicht, wie herrlich es ist, bei relativ stetigem Wind (nicht durch Wälder und Gebäude gestört) und ohne Strömung (Tide) zu segeln. Wir Elbsegler sind halt schnell glücklich zu machen und so übersehen wir auch das Manko, dass man mit zu langen Anhängen immer mal das Gefühl hat, mit Schlickbremse zu segeln (der Wasserstand soll aber auch für die Jahreszeit sehr niedrig sein). Also wir sind relativ früh auf dem Wasser weil wir uns jeweils nach unseren Einhand-Segelaktivitäten (siehe Link auf der Homepage) wieder an ein anderes Boot (Eddy segelt seine J-80) oder, noch einfacher, einen zweiten Mann an Bord gewöhnen mussten (ich). Nach ein paar Halsen scheint alles wieder so einigermaßen zu klappen und wir finden uns mit nunmehr noch 23 anderen Mitstreitern (darunter leider nur 4 B-Boote, ohne Spi) an der Startlinie ein, die fast so lang ist wie die Startkreuz. Umso wichtiger, dass wir auf der richtigen Seite starten, sage ich mir und wir probieren gleichmal unseren neuen Digitalkompass aus; checken Linie und Windrichtung und kommen zu der Erkenntnis, dass nichts an einem Startschiffstart vorbeiführt. Unter allen Umständen will ich die Option behalten, sofort nach rechts wegzuwenden, und so starten wir in 3. Reihe, aber am Schiff und können zusammen mit einem anderen Boot (siehe Entschuldigung in erstem Absatz) ganz nach rechts raus fahren, um den Winddreher auszunutzen. Wir fahren die Seite ganz aus, und wenden erst auf der Layline, was über eine so große Entfernung nicht immer eine tolle Option ist. Durch das Glück mit dem Winddreher liegen wir recht gut und es legen sich kaum Boote über uns so dass wir in guter Position ganz knapp die Luvtonne runden. Schon letztes Jahr beim Bellini, bei dem wir unsere erste P-Boot Regatta gesegelt sich, hatte ich das Gefühl, mit unserem Boot bei wenig Wind ganz gut mithalten zu können. Das änderte sich auch auf den jetzt folgenden Spigängen nicht. Durch den sich jetzt abschwächenden Wind war aber auch keine Hängepartie auf dem Raumgang zu erfahren gewesen. Vorne, etwas voraus, kämpfen Weber/Bertallot gegen Schweer/Schweer um die Führungspositionen.

Auf der zweiten Kreuz geht es wieder darum, die Winddreher und die Böenstriche einigermaßen zu erwischen und, – immer eine Hand am Schwertfall zu haben ;-). Nach der zweiten Kursrundung versucht die Wettfahrtleitung dem einschlafenden Wind zuvorzukommen und den Kurs abzukürzen, so dass wir gleich an der nächsten Luvtonne ins Ziel segeln dürfen. Mit dem erreichten Platz 5 mehr als zufrieden warten wir in einer etwas längeren Pause auf die vorhergesagte Winddrehung auf West/Südwest. Nach etwa  1 ½ Stunden stellt sich tatsächlich die neue Windrichtung ein und es geht an eine ganz frische Wettersituation. Dieses Mal machen wir die linke Startlinienseite als bevorteilt aus, wähnen uns aber, wider aller Hoffnung, nicht ganz alleine dort zum Start. Um einen Frühstart unbedingt zu vermeiden geraten wir relativ dicht in Luv an einen Konkurrenten (dem ich gerne ein ausdrückliches Kompliment für seine enorme Höhe am Wind aussprechen möchte, aber leider siehe erster Absatz). Leider waren wir die Leidtragenden und mussten von der schönen Seite wegwenden. Jetzt kam der Wind richtig frisch daher und ich versuchte mit der Bedienung von allerlei Trimmleinen, etwas Druck aus dem Boot zu nehmen (meine persönlichen Lieblinge: Achterstag und Traveller). Wieder in ähnlich guter Position an der Luvtonne wurde uns jetzt mal vorgeführt, wie P-Boote bei Brise gefahren werden können; wir krampften uns auf dem spitzen Spigang und der anschließenden Halse doch ordentlich einen ab und wanderten Ruckzuck einige Plätze nach hinten. Dafür waren wir scheinbar auf dem tieferen zweiten Schenkel etwas glücklicher und machten einige Plätze gut. Dieses Mal waren Dannhus/Lauszus vorne mit dabei, die bei der ersten Wettfahrt die Startkreuz nicht gut erwischten, aber jetzt mit Schweer/Schweer fighteten. Die zweite Runde erfolgte ohne große Ereignisse, die mir im Gedächtnis geblieben sind, außer, dass uns beim Spibergen mal wider das Spifall von der Aufrolltrommel geflutscht ist (ich habe am Sonntag bei den Finks was abgeschaut, nächstes Jahr passiert das nicht noch einmal!) und somit für der Spi zunächst mal halb oben bleiben musste. Da er den Bereich zwischen Genua und Großsegel verstopfte, war unser Bootsspeed und die Höhe am Wind für die andauernde Bergung nicht ganz so gut und zwang uns ganz weit auf die rechte Seite raus. Mit einem etwas glücklichen Dreher kamen wir doch noch aus der Ecke des Spielfeldes heraus, obwohl er nicht ganz bis zur vorgezogenen Ziellinie reichte. (Uwe meinte später, links sei auch gut gewesen..). Wir kamen hinter Lücke/Lücke und Fink/Fink als 7. Ins Ziel und konnten ganz zufrieden sein.

Die Abendveranstaltung des Bellini 2016 fand in den großzügigen Räumlichkeiten des Hannoverschen Yachtclubs statt. Etwas zu spät gekommen, waren nur noch ein paar Plätze am Tresen frei, wo es sich Matthias von der GER 1895 hinter einem Getränk schon bequem gemacht hatte. Vor lauter Ärger über sein Missgeschick war sein Boot schon wieder hoch und trocken auf dem Trailer verladen: hatte es doch in der ersten Wettfahrt eine unangenehme Kontaktaufnahme mit der GER 1732 gegeben; gerade in neue stolze Hände gewandert und schon eine schöne Macke im Boot. Aber glücklicherweise war der entstandene Schaden an beiden Booten wohl gut reparabel.

Das reichhaltige deftige Büffet war nach einem Tag auf See war sehr lecker und bot eine gute Grundlage für das reichhaltige Bier und diverse andere Getränke, die gereicht wurden. Nette Gespräche haben wir geführt und neue Bekanntschaften gemacht. Aber leider hatte die Wettfahrtleitung kein Erbarmen gezeigt und erwartete uns bereits um 10:30 am nächsten Morgen fertig gefrühstückt auf dem Parcours, ready to start.

Daraus wurde aber leider nichts, wohl aber aus dem wohl letzten Sommertag dieses Jahres, leider verbunden mit totaler Flaute. Also nutzte ich noch die Gelegenheit und holte mir einige Anregungen für Bastelstunden im langen Winter. So durfte ich mich an Bord von Hans-Peter Finks 1884 umsehen. Besonders beeindruckt hat mich der „Not-Ausknopf“ für den Spinnaker, den brauche ich in jedem Falle auch.

Um Mittag hatte die Wettfahrtleitung um Rudolf Plenk ein Einsehen, und ließ uns mit den leider nur zwei gesegelten Wettfahrten abbauen; allerdings bei 20° im Schatten mit der seltenen Möglichkeit, das Boot trocken nach Hause zu bekommen.

Sieger in der A-Wertung wurden Wilfried und Marco Schweer und in der B-Wertung Kristian Eder und Steffen Schmidt. Herzlichen Glückwunsch an die Sieger!

Der veranstaltenden Steinhuder Segler Vereinigung, der Wettfahrtleitung und den vielen Helfern einen herzlichen Dank für das schöne Regattawochenende!

Wir kommen bestimmt wieder!

Eure Hasso + Eddy (Sven), P-1348 Manitu

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