Kapitel I: Der Grieche

Es gibt mehrere Griechen auf dem Weg von Flensburg nach Steinhude und abends ist man hungrig. Meistens. Jörg und ich steigen am frühen Abend in sein luxuriöses Reisemobil, machen uns auf den Weg und peilen Schwarmstet an. Nahe der Bahnschienen ist dort unser traditioneller Gyros Verteilpunkt. Schnell wird uns klar, dass es nicht selbstverständlich ist, pünktlich vor Ort zu sein und eine offene Küche anzutreffen. Das erste Hinweisschild nahe Neumünster (das Delmenhorst Schleswig-Holsteins) kündigt 14 km Stau ab Quickborn an. Zwei Minuten später sind es angeblich schon 20 km. Wir sind misstrauisch.

Ich erinnere mich spontan an einen Griechen in Bad Bramstedt, den wir im Frühjahr aufgetan haben. Kurzerhand verlassen wir die Autobahn, denn im Stau stehen kann man zu einem späteren Zeitpunkt immer noch, und vielleicht stehen dann hinter Quickborn ein paar Autos weniger. Die Qualität des Gyros Spezial, mit Käse überbacken und Metaxasauce ist, im Vergleich zum vorherigen Besuch, gleichbleibend hoch. Zufrieden machen wir uns wieder auf dem Weg. Hinter Quickborn stehen keine Autos mehr im Weg.

Als wir in Schwarmstet abfahren rufen wir Heisi an, mit der Absicht, den bisher sehr erfolgreichen Abend mit einem Bier abzuschließen. Das klappt. Nach einigen wichtigen Gesprächen gehen wir in die waagerechte Vorbereitung eines harten Wettkampftages.

Kapitel II: Die Flaute

Es wird ausgiebig und gut gefrühstückt. Tina und Heisi haben alles aufgefahren was der Kühlschrank hergibt und nach dem Essen machen wir uns auf den weiten Weg zum HYC, um zu gucken, ob dort schon was los ist. Die Steuermänner warten ungeduldig auf uns. Wir bauen die Boote auf und lassen sie vor dem Club stehen.

Ich blicke Richtung Steinhuder Meer und sehe Schaumkronen, aber als ich dann das Bierglas senke, sehe ich nur noch ölige Flaute. Flaggen und Wimpel hängen trostlos herunter. Der übliche Zeitvertreib beginnt, es werden diverse Fischbrötchen und Kuchen gegessen, die Sitzbequemlichkeit mehrerer, unterschiedlicher, Stühle getestet und über viele Themen gefachsimpelt. Wir machen uns Sorgen um die Wassertiefe von Dümmer und Steinhude. Guckt man von den Stegen ins Wasser sieht man die Folgen der langen Dürre, denn der Wasserstand ist 30 cm unter Soll.

Der Abend naht und der Nachmittag geht ohne Wettfahrt zu Ende. Der Tag findet trotzdem einen sehr netten Abschluss, denn die Stimmung ist gut und viele Mitglieder des HYC sind sehr um die gute Stimmung der Gäste bemüht. Nach einem zivilisierten Absacker ruft die Koje.

Unser Autor: Jens Lücke Bildrechte sailing-pictures.de

Kapitel III: Der Sturm

Es bläst gewaltig mit sechs aber gefühlten drei Knoten und Bernd und ich haben endlich den Weg auf das Meer gefunden. Nun kommt es auf die richtige Tiefeneinstellung des Schwertes an. Das kurze Dümmer-Ruder ist eh gesetzt. Ich schiele schräg auf den Schwertbolzen und stecke ihn in ein Loch mit der Aufschrift „könnte passen“ und hoffe auf das Beste.

Bald nach Ankunft auf der Bahn beginnt das Startprozedere der FD, die mit uns und den O-Jollen die Regatta bestreiten. Bernd und ich gucken uns den Start mit deutlicher Verwirrung an und entscheiden uns für „lass mal da starten, wo mehr Richtung Schiff aber niemand im Weg“. Das klappt ganz gut. Wir fahren neben Wilfried und Tom raus und werden nicht gleich weggebügelt. Speed passt. Der Wind dreht nach Links, wir wenden, liegen fast das Fass an und hoffen, dass sich an der Situation nicht viel ändert. Völlig unenttäuscht fahren wir als Erste um das Fass, vergessen nicht einmal die Ablauftonne und ziehen den Spi und warten, dass sich dieser mit Wind füllt. Und warten noch etwas länger. Dann geht es etwas los und wir entscheiden uns für geradeaus, froh dem Gedrängel am Fass entkommen zu sein, welches von mehreren Mannschaften durch lautes Bekunden von Unwohlsein kommuniziert wird.

Wilfried und Tom schlüpfen auf einem Windstreifen in Lee an uns vorbei, Uwe und Heisi hängen sich dran. Mir kann niemand erzählen, dass man das auf dem Wasser irgendwie hätte sehen können. Die beiden haben halt eine gute Nase. Unten am Gate kommt es nun drauf an, die bessere Tonne zu nehmen. Aber welche liegt denn bei den ganzen Drehern weiter in Luv? Ändert sich ständig, also hin zu gefühlt besseren (rechts). Wir werden nicht enttäuscht, das Boot läuft gut und wir machen uns auf dem Weg zum Luvfass. Wir sind wieder vorne dran, passt. Unter Spi ereilt uns nochmals das schlimme Schicksal. Am Ende fahren Wilfried und Tom vor Uwe und Heisi ins Ziel. Wir reihen uns dahinter ein.

Start Nummer zwei. Wir kacheln von der Linie los, mit vollem Speed auf die falsche Seite und stürzen uns ins Getümmel. Nach viel kräftezehrendem Gewende haben wir uns halbwegs bis zum Luvfass gerettet. Wieder ziehen wir unseren Spi und werden abermals vom hängenden Lappen enttäuscht. Links fahren sie, Rechts fahren sie, in der Mitte stehen wir. Der Kampfgeist ist ungebrochen. Nachdem wir dann endlich in die Gänge gekommen sind halten wir auf das Gate zu, können ums gute Fass fahren und… stehen auf dem Schwert. Schnell nach Lee, hoch mit dem Brett. Wir kommen frei und segeln auf die linke Seite. Das war ganz OK. Dann schlägt der verflixte Spigang wieder zu und wir verzweifeln leicht.

Nach dem Gate müssen wir ins Ziel, die Wettfahrt wird abgekürzt. Auf der rechten Seite hat uns eine ganze Meute auf einem Windstreifen überholt, und alle wollen sie ums rechte Fass. Bernd und ich sehen, dass man vom Fass aus das Ziel anliegen kann und hoffen, dass die Anderen das nicht so schnell bemerken. Wir haben Glück und wittern Morgenluft. Nachdem wir um 0,3 µm hinter Wilfried und Tom passieren, legen wir um und freuen uns… zu früh. Von oben setzt Wind ein und er braucht zu lange zu uns runter. Naja, wenigstens nochmal dran schnuppern. Uwe und Heisi gewinnen das Rennen.

Auf zur dritten Wettfahrt. Diese fühlt sich etwas wie eine Wiederholung der Zweiten an und wir fragen uns, ob unser Spinnacker zur Durchführung satanischer Rituale benutzt wurde und daher verflucht ist. Uwe und Heisi fahren die Wettfahrt souverän nach Hause und haben damit auch das Moccaservice gewonnen, es folgen Wilfried und Tom als Zweite sowie Dieter und Andreas auf dem insgesamt dritten Platz. Für nächstes Jahr würden wir uns von den Verantwortlichen wünschen, dass ein paar Liter Wasser nachgeschüttet werden, aber wir kommen auch so wieder. Sind halt alle so nett.

Jens Lücke GER 1930

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